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Traditionelle sardische Körbe aus Sinnai (CA), Sardinien
Ich bin Alessandra Floris aus Sinnai. Seit 1994 flechte ich traditionelle sardische Körbe, bei uns heißen sie „su stexu e fenu“. Eigentlich komme ich aus einer Familie, die sich mit der Stickerei beschäftigt, nicht mit der Korbflechterei.
Im Jahr 1994 habe ich dann das Flechten in einem Kurs gelernt. Ich habe sofort verstanden, dass es viel Arbeit bedeuten würde, wenn ich Körbe flechten und so die alte Tradition fortführen wollte. Die alten Herren, die früher die Materialien (Binsen und Heu) verkauften, gab es mittlerweile nicht mehr. Also habe ich mich mit meiner Lehrerin zusammengetan und wir haben Binsen auf den Feldern gesammelt und Getreide angebaut.
Anfangs viel es uns schwer das richtige Getreide zu finden (Grano Capelli). Heute ist es allerdings kein Problem mehr, weil man herausgefunden hat, dass sich aus dem Getreide auch ausgezeichnetes Brot herstellen lässt. Welch Entdeckung!
Das Getreide hat einen langen Stiel und nur wenig Korn, weshalb es optimal zum Korbflechten geeignet ist. Es wurde lange Zeit nicht mehr angebaut, weil nicht jeder Standort geeignet ist. Es kann nur dort angebaut werde, wo kein allzu starker Wind geht. Denn ein starker Wind könnte die langen Halme des Getreides umknicken. Im Gegensatz zu den Leuten die daraus Brot backen wollen, pflanzen wir Korbflechterinnen das Getreide sehr dicht, sodass die Pflanzen mit einem langen Stiel wachsen und die Ähre sehr klein bleibt. Das Getreide wird auch heute noch mit der Sichel geerntet, weil es bisher noch kein Erntegerät entwickelt wurde, das den Stiel der Pflanze nicht beschädigen würde.
Die Binsen sind ein Gewächs, das wild an Flüssen, Seen und Teichen wächst. Die Ernte ist nicht ganz einfach, mit etwas Geschick gelinkt sie aber doch. Danach müssen die Halme von den Blüten befreit und für ungefähr eineinhalb Monate getrocknet werden. Aus den getrockneten Binsenshalmen können dann verschiedene Muster auf die Körbe geflochten werden. Meistens verzieren wir die Körbe mit traditionellen Motiven, manche entnehmen wir auch Zeitschriften und verändern sie nach Lust und Laune. Meist wird Rot verwendet (das für die Fröhlichkeit steht). Mit schwarzen Motiven wurden früher eine Art „Trauerkörbe“ versehen. Das waren Körbe mit Deckeln, die man den Angehörigen von Verstorbenen schenkte und in denen Essen aufbewahrt wurde. Eine wichtige Regel bei den Korbflechterinnen aus Sinnai war es, dass die Körbe nur mit einer Farbe verziert werden durfte. Ausschließlich diejenigen Körbe, die Motive des sardischen Tanzes oder der Jagd zeigten, durften zwei oder mehrere Farben haben.
Um einen Korb zu flechten braucht man mindestens 7 Stunden. Meistens kaufen private Kunden Körbe. Früher war es Tradition als Aussteuer einen Korb zum Hochzeitsfest mitzubringen. Diese Körbe, die „su strexu bonu“ genannt wurden, waren feiner gearbeitet und im Gegensatz zu den üblichen „su mannigiu“ Körben, die meist kein Muster hatten und deren Korbbeginn mit Stoffen aus Gardinen oder ähnlichen geschlossen wurde, mit Mustern und Bukatstoffen versehen.
Während ich an den Körben gearbeitet habe, habe ich herausgefunden, dass manche Korbflechterinnen die Binsen einfärbten. Weil ich aber niemanden gefunden habe, der mir die Technik des Einfärbens genau erklären konnte, habe ich einen Kurs über natürliche Färbetechniken besucht. Nachdem ich dann ein bisschen herum experimentiert habe, ist es mir gelungen ein ganz gutes Ergebnis zu erzielen. Es ist aber nicht einfach Binsenhalme einzufärben.
15 Jahre lang habe ich ausschließlich Körbe traditioneller Formen geflochten. Seit ungefähr 3 Jahren versuche ich nun mit den strengen Regeln, die von den alten Korbflechterinnen auferlegt werden, zu brechen. Ich habe mich von den Regeln befreit und angefangen auch andere Dinge zu fertigen, die genauso nützlich sind wie die traditionellen Körbe. Dazu gehören: Wanduhren, Spiegelrahmen, Lampenschirme, Hüte, Ohrringe, Armbänder, Armreife, Haarnadeln und vieles mehr.
Für diejenigen die Interesse haben, biete ich im Winter Kurse an, in denen man die Tradition meiner Region lernen kann.